St. Gallus (Esbeck)

Adresse

Kirchstraße
31008 Elze (OT Esbeck)

https://mehle.wir-e.de

Beschreibung

Zur Geschichte der Kirchengemeinde und der Kirche:
https://kirchengemeindelexikon.de/einzelgemeinde/esbeck/


Esbeck ist ein südwestlicher Ortsteil der Stadt Elze in Niedersachsen. Betreut wurde in den ersten Jahrhunderten nach der Christianisierung das Dorf von der Mutterkirche in Elze. Die erste Nachricht über eine Pfarrei in Esbeck ist in einem Schreiben zu finden, dass der Archidiakon von Elze um 1200 an den Bischof Adelog, der von 1171 bis 1190 amtierte, gerichtet hat. Das kleine Dorf Esbeck und die Herren von Esbeck treten in den Hildesheimer Urkunden häufig auf. Über den Bau der ersten Kapelle oder Kirche im Dorf sind keine Urkunden erhalten.
Über die Reformation sind aus Gemeinde keine Nachrichten erhalten. Die Esbecker Kirchenbücher aus dieser Zeit, wenn solche vorhanden waren, sind im Dreißigjährigen Krieg untergegangen. Wir können nur aus den überregionalen Berichten auf das Geschehen ableiten.
Am 6. Juli 1601 wurde der berühmteste Esbecker Bürger geboren: Justus Gesenius als Sohn des dortigen Pfarrers Joachim Gesenius. Er war Generalsuperintendent und Oberhofprediger in Hannover. Er machte sich unter anderem um die Einführung der allgemeinen Schulpflicht verdient.
Die Esbecker mussten mit Beginn des 17. Jahrhunderts ihre Steuern zum Amt Lauenstein entrichten. Haupterwerbsquelle der Bevölkerung war die Landwirtschaft. Erst in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts suchten Esbecker Bürger zunehmend Arbeit im Steinbruch Osterwald oder im Kalischacht Eime. Insbesondere nach den Weltkriegen verstärkte sich dieser Strukturwandel ständig. Heute arbeiten die meisten Einwohner in den Industrie- und Gewerbebetrieben der umliegenden Orte.
Die Kirche St. Gallus in Esbeck ist eine barocke Emporenkirche. Ältere Baureste sind möglicherweise in der Gruftanlage unter dem Chor erhalten. Der Turm auf der Westseite stamm aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ein früheres Kirchenschiff muss um etliches niedriger um wohl auch kürzer gewesen sein, wie Turmöffnungen an der Ostseite es vermuten lassen, die heute durch das Dach des l729-1730 erbauten Kirchenschiffes verdeckt werden.
Die Kirche Iiegt inmitten des Dorfes auf einem erhöhten, gegen die Kirchstraße durch eine Bruchsteinmauer abgegrenzten Platz, der bis 1970 als Kirchhof (Friedhof) diente. Letzte Zeugen dieses Friedhofes sind die Sandsteingrabplatten an der Nordseite der Kirche, auf denen von verschiedenen Pastoren die Rede ist, und das an der Nordseite des Turmes freistehende, hochrechteckige Postament mit starken oberen Abschlussgesims und dreieckiger Giebel Bedachung . Die stark verwitterte Inschrift verweist vermutlich auf Johann Christoph Hunze (gest. 2. April 1829). Auf beiden Seiten befindet sich in flachstem Relief eine Urne und ein gestürzter Baum in einer Landschaft mit dem Golgathahügel. In den Giebelfeldern des 1,39 m hohen und fast quadratischen Postaments sind Fackeln und ein kreuztragender, fliegender Engel zu sehen.
Der Turm ist in Bruchstein über einem breitrechteckigen Grundriss hochgeführt, die Schmalseiten nach Süden und Norden sind in Dreiecksgiebeln geschlossen. Im Glockenstuhl nach Süden, Westen und Norden ist je eine gekuppelte, rundbogige Schallöffnung zu sehen. Die Teilungssäulchen, auf der Nordseite ausgebrochen, mit beschilderten Würfelkapitälen, die Basen sind entweder gleichartig würfelförmig oder sie zeigen eine schräg abgeplattete, sporenbesetzte Wulstplatte mit einem Fußring für den Schaft. Nach Osten führen in den Dachstuhl des heutigen Schiffes zwei einzelne Rundbogenöffnungen. Das Dachgesims ist aus Holz. Im Erdgeschoß ist nach Süden ein Fenster, nach Norden eine rechteckige barocke Tür. Auf der Westseite befindet sich etwa in 3,10 m Höhe ein im Verputz ausgesparter Stein mit der Jahreszahl 1697, der vermutlich auf eine frühere Instandsetzung des Turmes hinweist.
Alte Risse und Bruchstellen im Mauerwerk deuten auf frühere Beschädigungen des Turmes hin. Das Kirchenschiff ist langgestreckt und wird von einem fünfseitigen Chorraum geschlossen. Darunter befindet sich eine Gruft. Das Mauerwerk besteht wie beim Turm aus Bruchstein. Bei der jetzigen Renovierung wurden auch einzelne behauene und marmorne Steine gefunden, die in der Südseite des Kirchenschiffes saßen und einem neuen Schornstein weichen mussten. Daraus lässt sich schließen, dass vermutlich für den Bau der Kirche 1729/30 Steine der früheren kleineren Kirche mitverwendet wurden. Die Wandflächen einschließlich des Sockelabsatzes und der vortretenden Quaderverzahnungen an den Ecken (aus der Mitte des 19. Jahrhunderts) waren mit Kalk verputzt und wurden bei der jetzigen Renovierung durch die Farbgebung hervorgehoben. Das Kranzgesims ist mit Holz verschalt.
Die Fenster- und Tür Wände sind aus Sandstein. Die Fenster liegen innerhalb hoher flachbogiger Nischen, und zwar werden im Schiff jeweils zwei übereinander durch eine Nische zusammen geschlossen während im Chor die einzelnen Fenster die Nischen annähernd ausfüllen. In der östlichen Schiffsachse ist die Nische auf die Größe des oberen (Emporen- ) Fensters der drei westlichen Achsen beschränkt, darunter liegt jeweils eine rechteckige Tür.
Die bandartigen Rahmenprofile und die vortretenden Sohlbänke der Nischen sind in Backstein gemauert und verputzt (2. Viertel des 19. Jahrhunderts). Die Tür zur ehemaligen Gruft auf der Südseite ist modern, das flachbogige Nordfenster dagegen ursprünglich.
Das Satteldach ist über dem Chor ab gewalmt. Es enthält Schleppluken. Schmiedeeiserne Windfedern über dem Chorfirst gehören wohl ehemals auf den Turmreiter. Das Dach hat eine Kehlbalkenkonstruktion mit doppeltem, stehendem Stuhl. Ober dem Turm ist ein querIiegendes Satteldach, das mit Pfannen gedeckt ist, wie auch das Dach des Kirchenschiffes, Auf dem Turm befindet sich ein sechseckiger in Schiefer gedeckter und verkleideter Turmreiter mit einen spitzen Helmpyramide, auf die eine Kugel aufgesetzt ist.
Im Jahre 1951 wurde der Turm neu gedeckt. Die Kugel auf dem Turmreiter wurde Leer vorgefunden. Die Spitze stand damals schief und die Kugel war von mehreren Schüssen durchbohrt, die vermutlich die Engländer bei den Besetzung 1945 abgegeben hatten. 1951 wurden in die Kugel in zwei verlöteten Kupferrohren Dokumente (Schriften, Aufzeichnungen und Zeitungen) eingelegt, die der Nachwelt einen Eindruck dieser Zeit übermitteln sollen.
Das Innere der Kirche hat eine flache geputzte Bretterdecke. Das Kirchenschiff ist ursprünglich durch die an der West-, Nord- und Südwand umlaufende Empore mit doppelgeschossig angelegten Stützen in Norden und Süden in drei Schiffe unterteilt. Mit der jetzigen Renovierung wurde das Gestühl in einem Mittelblock zusammengefasst und die Gänge jenseits der Stützpfeiler auf die Nord- und Südseite unter die Empore verlegt.
Die Deckenstützen sind durch verschalte und verputzte Flachbogen zu breitgespannten Arkaden reihen verbunden. Die 0stecken der beiden Seitenemporen sind mit besonders starken achteckigen Eichenpfeilern besetzt, die vom Boden - sie stehen innerhalb des erhöhten Chorteils - bis zur Decke glatt durchgeführt sind. Die Schiffsdecke ist gegen die Chordecke durch einen verschalten Deckenbalken abgesetzt. Vier Meter breite, ehemals siebenstufige Treppe, durch Veränderung der Fußbodenhöhe heute nur noch fünfstufig, führt vom Mittelschiff zum Chorraum. Die Turmhalle ist mit einer Bruchsteineren Spitztonne überwölbt. Gegen.das Schiff hin öffnet sie sich in einem breiten, nur wenig spitzen Bogen, der im Scheitel durch die Orgelempore abgeschnitten wird. Gewölbe und Wände sind verputzt.
Am Gewölbe sind zu Beginn dieses Jahrhunderts unter einer früheren braunen Farbschicht gut erhaltene Reste gotischer Malerei zutage getreten: vier Scheibenkreuze die symmetrisch um eine Mittelrose angeordnet sind und die die Fachleute immer wieder begeistern und besonders interessieren. Es handelt sich dabei um schwarze und rote Umrisszeichnungen auf weißem Grund, die bei der jetzigen Renovierung wieder restauriert wurden, da sie zum Teil sehr stark beschädigt waren.
Die ehemalige Gruft ist ein rechteckiger Raum unter dem Vorchor. Sie hat ein segmentartiges Tonnengewölbe, im südlichen Teil mit unregelmäßigen Stichkappen in nördlichen Teil mit durchzogenen Kreuzgraten.
1926 wurde die eine Hälfte der Gruft als Heizungsraum eingerichtet. Durch Einlagerung von Öltanks in den fünfziger Jahren und durch den neuerlichen Umbau für" d.ie neuen Fußbodenheizungsanlage im Jahr 1979 wurde das Aussehen der Gruft erheblich verändert .

Literatur:

Gerhard Puhrsch, Der Kirchenkreis Elze-Coppenbrügge, Hrsg. Kirchenkreis Elze-Coppenbrügge 1995.
Edgar Hennecke, Die Kirchen unserer Heimat, Geschichte der Kirchen, vgl. 4, Hildesheim-Leipzig 1920.
Alfred Sander, Beitrag zum 250. Jubiläum des Neubaues der Kirche zu Esbeck, Maschinenschrift im Pfarrarchiv Esbeck.
Heinrich Siebern, Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover 1889-1976, Teilband 2, 3, Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens, vgl. 65., Hannover 1910
Friedrich Wilhelm Bautz, Gesenius, Justus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, S. 233-234.

Verantwortlich für den Text: Pawel Haluszczak

Gebäude

Erbauungsjahr
1729/30 (Neubau)
Architekt*in
Consistorialarchitekt Jungen (Hannover)
Stil des Gebäudes
barocke Emporenkirche
Stil des Innenraums
barock mit Kanzelaltar
Kirchenkontext
  • Gemeindekirche
  • Gemeindekirche
  • Gemeindekirche